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Vom Bettler zum Fußball-Nationalspieler

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Ali

Ali  mit einem seiner SOS-Geschwister auf dem Arm.

Die Geschichte von Ali klingt unglaublich. Fast alles ging schief in seinem Leben und dann kam auch noch der Krieg mit seiner gnadenlosen Brutalität. Aber da waren auch Menschen, die an ihn glaubten, und so hat Ali es trotz allem geschafft, seine innere Stärke zu finden. Heute, mit 17 Jahren, steht er vor dem großen Wendepunkt seines Lebens.
Der Reihe nach: Ali Assad kam in Deir Ezzor City im Osten Syriens zur Welt. Seine Eltern lernte er nie kennen, was mit ihnen passierte, weiß Ali bis heute nicht. Der Junge wuchs bei Pflegeeltern auf. Sie waren arm und kaum in der Lage, dem kleinen Jungen Halt zu geben. Der Vater trank, die Mutter war überfordert. Als Ali acht Jahre alt war, kam er mit seiner Mutter von einer Hochzeit nach Hause. Sie fanden den Vater tot auf der Couch. Bald darauf starb auch die Mutter. „Unser Vermieter jagte mich aus dem Haus“, erinnert sich Ali.
So begann sein Leben auf der Straße. Täglich durchstreifte er die Stadt auf der Suche nach etwas Essbaren und einem sicheren Schlafplatz. „Meistens deckte ich mich mit alten Kartons zu!“, sagt er. Umgeben von den Abgasen der Autos wachte Ali morgens hustend auf.

Fußball-Team

Als der Fußball in Alis Leben trat, veränderte sich sein Leben.

Dann, eines Morgens, wurde der Junge unsanft von Polizeibeamten geweckt und mitgenommen. Ali wurde des Bettelns beschuldigt und für zwei Jahre in das Gefängnis Ibn Al-Rushed in Damaskus gesteckt.
Er hatte Angst. Er kam in Berührung mit Zigaretten und Alkohol. „Ich war umgeben von Kriminellen und hatte das Gefühl, selbst zum Monster zu werden“, erinnert sich Ali.
2011 kam die Nachricht vom Ausbruch des Krieges. Ali verstand nicht, konnte es nicht glauben. Als er bald darauf aus dem Gefängnis entlassen wurde, war alles nur noch schlimmer. Wenn er jetzt draußen auf der Straße schlief, hörte er Schüsse und die Geräusche von Raketen. Auch die Stille war jetzt bedrohlich, denn sie war trügerisch. Immer öfter dachte Ali daran, sich umzubringen.

In dieser kritischen Phase wurde er von dem Besitzer eines Barber-Shops angesprochen. Er hatte den Jungen schon öfter beim Betteln beobachtet. Nun nahm er ihn mit zu einem Fußball-Team. Das Fußballspielen war eine der wenigen Beschäftigungen, die Ali während seiner Jahre auf der Straße ablenken konnte, in einem richtigen Team hatte er allerdings noch nie gespielt. As sein erstes Spiel anstand, war Ali aufgeregt. Die Sieger sollten von den Verlierern etwas zu essen und zu trinken bekommen. Ali erzählt: „Tatsächlich gewannen wir, es war unglaublich. Als mir einer der anderen eine Cola in die Hand drückte, fühlte ich mich wirklich wie ein Sieger!“

Lachen

In dem Moment, wo da Menschen waren, die an Ali geglaubt haben, hat er selbst neues Selbstvertrauen entwickeln können.

Ali war 13 Jahre alt, und der Fußball gab ihm Halt. Und er hatte noch ein zweites Mal Glück: Eine Mitarbeiterin der SOS-Kinderdörfer wurde auf ihn aufmerksam und fragte ihn, ob er nicht in der SOS-Jugendunterkunft leben wolle. „Ich dachte, ich träume!“, sagt Ali. Kurz darauf zog er tatsächlich ins SOS-Kinderdorf. Er musste nicht mehr betteln, niemand schaute auf ihn herunter, niemand verurteilte ihn für seine Herkunft. Nach und nach hörte Ali auf zu rauchen und zu trinken, er ging wieder in die Schule und natürlich spielte er weiter Fußball, jetzt mit noch mehr Engagement, sein großes Talent wurde offensichtlich. Ali sagt: „Ich habe mich immer danach gesehnt, dass ich geliebt werde! Irgendetwas hat mir immer gesagt, dass ich kein schlechter Mensch bin, nur hat sich bisher niemand für meine guten Seiten interessiert.“

So wie Ali geht es Hunderttausenden von Kindern in Syrien! Keines von ihnen hat sich freiwillig ein Leben auf der Straße ausgesucht. Keines von ihnen ist wütend oder gewalttätig auf die Welt gekommen. Wenn die Welt heute auf Syrien schaut, dann stehen Statistiken und Zahlen im Mittelpunkt. Ich wünschte mir, dass wir alle die Kinder sehen. Wir sollten alles dafür tun, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie zu uns gehören und dass jeder von ihnen ein besonderer Mensch ist.

So wie Ali, der gerade die große Nachricht bekommen hat: Er wird ins Team der syrische Nationalmannschaft aufgenommen!


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