Seid ihr noch dabei? Oder klickt ihr inzwischen weiter, wenn ihr das Wort „Aleppo“ lest? Ich könnte es euch nicht verdenken – und hoffe trotzdem so sehr, dass die Welt uns nicht abschreibt, nicht vergisst. Dass ihr Kinder wie Israa, junge Mütter wie Aysha, Großmütter wie Mouna nicht vergesst.
In den Nachrichten werden jetzt wieder neue grausame Gefechte gemeldet, wieder mehr Tote, mehr Flüchtlinge. Mitten drin in dieser „gefährlichsten Stadt der Welt“ lebt Israa, 12, mit ihrer Familie in einem Rohbau im Viertel Al-Hamdania – ohne Wasser, ohne Strom. Wenn sie morgens an diesen eiskalten Wintertagen erwacht, geht sie als erstes zur zehn Minuten entfernten Wasserpumpe, hilft, Trinkwasser zurückzutragen, so, wie 3000 andere Kinder aus Al-Hamdania.

Die Kanister sind schwer. Oft sind die Kinder bei ihrer Ankunft selbst mit dem kalten Wasser durchnässt.
Der Kanister ist schwer, das Wasser eiskalt. Am Abend wiederholt sich die Prozedur. Bitter erzählt eine Mutter: „Wenn meine Kinder das Wasser den ganzen Weg zurück und über die Treppen hoch geschleppt haben, sind die Kanister oft halb leer und die Kleidung der Kinder ist klitschnass. So gehen sie dann schlafen und nässen von der Kälte und Feuchtigkeit in der Nacht ein. Das Restwasser reicht dann am nächsten Morgen kaum, um ihre Kleider zu waschen.“
Warmes Wasser gibt es für die meisten Familien schon lange nicht mehr. Manche behelfen sich mit einem gefährlichen Trick und halten das Ende eines Stromkabels ins Wasser.
Viele der Kinder haben schwarze Gesichter und schwarze Hände. Es ist nicht der Dreck, der sie so aussehen lässt, sondern der Ruß des Feuers, das sie in Metallfässern machen, um sich zu wärmen. Sie verheizen, was sie finden können: Kohle, Holz, Plastiktüten. Aysha sagt: „Sie machen weiter, obwohl wir immer wieder betonen, dass sie aufhören sollen. Mein Sohn hat im letzten Winter sogar seine Schuhe und Anziehsachen verbrannt.“ Das Kohlendioxyd und die giftigen Gase schädigen die Lungen der Kinder, ein Kleinkind ist kürzlich daran gestorben.
Aleppo liegt im Norden Syriens und die große Sorge der Menschen gilt jetzt bevorstehenden Schneestürmen. Aysha, deren jüngstes Kind nur wenige Wochen alt ist, sagt: „Ich wünschte, mein Baby wäre im Bauch geblieben, da wäre es ihm besser gegangen. Ich habe keine Ahnung, wo ich Kleidung für das Kleine herbekommen soll.“ So geht Aysha, gehen die Frauen, zum Schneider, geben ihre eigene Kleidung ab und lassen Baby- und Kinderkleidung daraus anfertigen.
Meine Kollegen und ich sowie all die Helfer anderer Organisationen versuchen zu unterstützen, wo wir können, aber das Einzige, was wirklich helfen würde, ist ein Ende dieses Krieges!
Mouna, Ayshas Mutter und Großmutter von 24 Kindern, sagt: „Als ich im Alter meiner Töchter war, führte ich ein glückliches Leben, es ging uns gut. Wenn ich sehe, wie meine Töchter und meine Enkel heute leben, muss ich einfach nur weinen.“